Wien, 10. Bezirk (Filialkirche St. Anton von Padua)
Basisdaten
Pfarre/Institution | Wien-Göttl.Barmherzigkeit, 1100 Wien |
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Gebäude | Filialkirche St. Anton von Padua, 1100 Wien, 10. Bezirk |
Standort | Empore |
Baujahr | 1962 |
Orgelbauer | Dreher & Reinisch (Salzburg-Parsch) |
Beschreibung
Nach vielen Überlegungen und genauer Prüfung der Offerte beauftragte man Karl Walter mit der Erstellung der Disposition und der Ausführungsüberwachung – ausgewählt wurde schließlich die Firma Dreher & Reinisch. Walters Gattin Erny Walter-Alberdingk steuerte in diesem Zusammenhang den Prospektentwurf bei. Angesichts der Größe des Kirchenraums und unter der Voraussetzung, das große Kirchenfenster freizulassen, fiel die Entscheidung auf Kegelladen und elektropneumatische Traktur. In diesem Zusammenhang halte man sich vor Augen, dass die Tatsache, auch große Instrumente mechanisch bauen zu können, damals – zumindest hierzulande – nicht allgemein anerkannt war.
1961 wurde die Orgel geliefert; vertragsgemäß begann man mit der Aufstellung der Windladen. Die Elektriker- und Maurerarbeiten auf dem Chor waren jedoch nicht vollendet und sollten während der Orgelaufstellung fortgesetzt werden (!) – schließlich wurde letztere aber dennoch unterbrochen. Daher wurde die Orgel erst Anfang 1962 vollendet und am 2. Juni 1962 in einem anlässlich der Wiener Festwochen stattfindenden Konzertes durch Karl Schütz der Öffentlichkeit vorgestellt. Erst bei der Christmette 1962 übergab man die Orgel ihrer Bestimmung, seither wird sie ständig im Gottesdienst verwendet. Ihre Vollendung bedeutete gleichzeitig den Abschluss des Wiederaufbaus der Antonskirche; die kleine Hopferwieser-Orgel hatte damit endgültig ausgedient. Rund zehn Jahre später wurden Renovierungsarbeiten an der Orgel notwendig, die 1973 zum Abschluss gelangten. Ein diesbezüglicher Artikel von Karl Schütz, dem langjährigen Organisten der Antonskirche, sei hier im originalen Wortlaut wiedergegeben:
„Die Überholung der Orgel unserer Pfarrkirche ist abgeschlossen. Durch eine beispielhafte Spendenfreudigkeit der Pfarrgemeinde gelang es innerhalb recht kurzer Zeit, die erste Hälfte der Kosten (Gesamtkosten etwa S 70.000,–) aufzubringen und damit den Beginn der Arbeiten zu ermöglichen.
Jede Orgel, ganz gleich nach welchem System sie errichtet wurde, muß in bestimmten Abständen einem Service, einer Überholung, unterzogen werden, um den Verschleiß an den beweglichen Teilen zu beheben. Mehr noch aber schädigt die Ablagerung von Staub und Ruß Ansprache und Klang der Pfeifen. Diese Gegebenheiten sind leicht einzusehen, sind doch auch bei jedem Auto Pflegearbeiten in bestimmten Abständen vorgeschrieben. Bei Orgeln rechnet man mit einer Betriebszeit von etwa zehn Jahren maximal, dann muß eine Überholung erfolgen, sollen schwere und kostspielige Schäden vermieden werden.
Bei unserer Orgel hat die Verschmutzung schon vor Jahren einen hohen Grad erreicht. Vor allem Rußablagerungen, die Ventile und Kernspalten verklebten, beeinträchtigten das einwandfreie Funktionieren der Orgel. Besorgniserregend erscheint nur die Tatsache, daß wir alle diesen Umweltschmutz tagtäglich einatmen!
Die Generalüberholung ermöglichte aber gleichzeitig, einige grundlegende Mängel der Orgel zu beheben, die sich im Laufe des bisherigen Betriebes gezeigt hatten:
Die untere Abdeckung der Orgel (vom Kirchenschiff aus gesehen die weißen Platten) war von allem Anfang an durch die Planung des Architekten und die ausführende Tischlerfirma ungenügend und nicht orgelgerecht gelöst. Diese Abdeckung bestand aus einzelnen sehr großen Teilstücken – auf einem Holzrahmen waren weiße Akustikplatten befestigt worden. Nach der Montage an der Orgel zeigte sich, daß diese Akustikplatten zu wenig Steifheit besaßen und wellig wurden. Die Tischlerfirma füllte daher das Innere der Rahmen mit Querlatten, damit war zwar die Planheit der Akustikplatte gewährleistet, die Rahmen selbst wurden aber ungeheuer schwer. Sollten auch nur kleine Funktionsfehler (Heuler oder Versager) in der Orgel behoben werden – sonst eine Angelegenheit weniger Minuten –, waren immer drei Männer nötig, um die schweren Platten an den Metallträgern ab- bzw. einzuhängen. Dieser Steckmechanismus bewährte sich ebenfalls nicht: das Holz der Rahmen trocknete aus, und es entstanden an der Aufhängung fingerdicke Fugen. Dies bedeutet, daß die Abdeckung in den letzten Jahren eine Gefahr großen Ausmaßes darstellte, ein Teil fiel sogar mehrmals herab. Es muß Gott gedankt werden, daß nie ein Unglücksfall eintrat, er wäre kaum glimpflich verlaufen. Diese Abdeckung wurde im November 1972 in kleine Segmente geteilt, fest mit den Trägern verbunden und akustisch gegen das Orgelwerk abgeschirmt. Kleine Teilöffnungen auf Scharnieren ermöglichen den leichten Zutritt zu den Schaltmechanismen der Orgel.
Die erste Intonation der Orgel nach den Klangvorstellungen der Romantik hatte sich in unserer Kirche nicht bewährt. Ausgehend von der um die Jahrhundertwende und in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts maßgeblich vertretenen Auffassung, mit der Orgel ein Symphonieorchester ersetzen zu wollen, erhielt auch unserer Orgel eine dementsprechende Intonation. Jedes Register der Orgel hat normalerweise ganz bestimmte geräuschhafte Anblasevorgänge, die sprachlich am ehesten mit den Buchstaben s, f und t gekennzeichnet werden können. Diese Geräusche wurden aber bei der romantischen Intonation unterdrückt, wodurch sich aber auch nebenbei eine besondere Grundtönigkeit im Klang ergibt. Bereits seit den Vierzigerjahren aber kehrte man im Orgelbau wieder zu einer gegensätzlichen, dem barocken Klangideal entsprechenden Intonationsweise zurück.
Unsere Orgel erwies sich im täglichen Gebrauch als viel zu laut. Das Fehlen der Ein-schwingvorgänge und die grundtönige Intonation ergaben eine unangenehme Aufdring-lichkeit, Mixturen durften kaum verwendet werden, einige Zungenstimmen knatterten darauflos, für festliche Präludien genügten 14 Register, das volle Werk von 52 Stimmen durfte nur bei stärkstem Kirchenbesuch angewendet werden.
Der Erbauer unserer Orgel OBM Max Reinisch und sein Mitarbeiter OBM Carl Bindig haben in der Zeit vom 8. Jänner bis 17. Februar 1973 die einzelnen Register total umintoniert, ergeben nun für jedes Register eine charakteristische Klangfärbung, die außerdem die Ausbildung der Obertöne fördert und damit auch die Verschmelzung der Register untereinander begünstigt. Zungen und Mixturen wurden so verändert, daß sie uneingeschränkt verwendet werden können. Erst jetzt können alle klanglichen Möglichkeiten des Instruments ausgeschöpft werden.
Es ist immer problematisch, wenn der für die Orgel Verantwortliche Lobeshymnen über die Arbeit der Orgelbauer singt. Um so mehr ist festzuhalten, daß alle, die irgendwie mit dieser Orgel zu tun haben, Organisten und Kirchenbesucher, einhellig bezeugen, daß das Instrument klanglich wesentlich schöner geworden ist. Der resche, klare, glänzende und kernige Ton ergibt eine präzise Ansprache. Hat die starke Überakustik der Kirche (bis zu acht Sekunden Nachhall) bisher den Klangeindruck verschwommen gemacht, so hört man heute deutlich jede melodische Linie. Nicht zuletzt ist in den letzten Wochen bereits eine wesentlich größere Einheit zwischen dem Gesang der Gläubigen und der Orgelbegleitung festzustellen.
Abschließend sei also darauf hingewiesen, daß neben der Reinigung und Reparatur der Orgel beide Orgelbauer im Rahmen des bei einem elektropneumatischen Werk Möglichen ihr Bestes getan haben, um den deutlichen Klangidealen zu entsprechen.“
Von 2003 bis 2004 unterzog Orgelbaumeister Franz Windtner die Orgel einer umfassenden Renovierung.
Die Orgel der Antonskirche ist in zwei Prospekthälften geteilt, die den Blick auf das Rundfenster in ihrer Mitte freilassen. Sie präsentieren sich als Freipfeifenprospekte, wobei lediglich die innenliegenden Seiten der Unterkästen und die von ihnen aufragenden Teile aus Holzplatten gefertigt sind. Von diesen bis zur jeweils nächsten Säule des Gewölbes werden die Pfeifen von einer dünnen hölzernen Ebene getragen, unter der man hindurchschreiten kann. Charakteristisch ist, dass sich die beiden einander zugewandten Prospekthälften perspektivisch nach vorne verjüngen und nur ein dazu im stumpfen Winkel stehender schmaler Bereich dem im Kirchenschiff stehenden Betrachter zugewandt ist. Die Prospektpfeifen selbst sind aus Zink gefertigt und weisen Rundlabien mit Seitenbärten auf.
An der linken Spieltischseite sind die Registerwippschalter des dritten Manuals und des Pedals jeweils in einer Reihe angeordnet. Über denselben befindet sich je eine Reihe Stifte für die beiden freien Kombinationen. Unterhalb der um zwei Schalter nach außen versetzten Reihe der Registerschalter des Pedals befindet sich eine weitere Reihe mit Stiften, die der freien Pedalkombination dienen.
An der rechten Spieltischseite finden sich ebenfalls in jeweils einer Reihe die Registerwippschalter des zweiten Manuals (oben) und des ersten Manuals (unten). Letztere ist auch um zwei Schalter nach außen versetzt; darüber hinaus gilt alles für die linke Seite bereits beschriebene.
Im freien Bereich oberhalb der Registerschalter des ersten Manuals befindet sich ein Firmenschild mit weißem Grund und folgender Gravur:
DREHER&REINISCH
Salzburg
Über dem dritten Manual sind die Einzelabsteller angeordnet:
Unmittelbar links davon befindet sich das Voltmeter, symmetrisch dazu am rechten Rand des Spieltisches der Crescendozeiger. Unter dem ersten Manual sind die folgenden Druck-knöpfe angeordnet.
Martin Wadsack
Gehäuse
Gehäusebauer | Dreher & Reinisch (Salzburg-Parsch) |
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Baujahr | 1962 |
Spielanlage
Standort | Empore, freihstehend auf der nördlichen Seite der Empore mit Blickrichtung zur Chormitte |
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Pedaltyp | parallel konkav, doppelt geschweift |
Tastenumfang der Manuale | C - g3 |
Tastenumfang des Pedals | C - f1 |
Anzahl der Register | 52 |
Stimmung | gleichstufig |
Gebläse | elektrisch, je ein Gebläse für einen Orgelteil (Ventus, Laukhuff, je 1PS, 2800 U/min.) |
Winddruck (in mm) | I. Man 80mm/WS, II. Man. 76 mm/WS, II. Man. 83 mm/WS, Pedal 85 mm/WS |
Spielhilfen | Koppeln: Manualkoppel III – II, Oberoktavkoppel III – I, Manualkoppel III – I, Manualkoppel II – I, Ped. III, Ped. II, Ped. I, Oberoktavkoppel III Spielhilfen: |
Windladentyp | elektropneumatische Kegelladen (Registerkanzellen) |
Balganlage | Magazinschwimmerbälge für alle Manuale |
Spieltraktur | elektropneumatisch |
Registertraktur | elektropneumatisch |
Disposition
I. Manual
Gross Prinzipal | 16´ |
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Prinzipal | 8´ |
Oktav | 8´ |
Holzflöte | 8´ |
Viola | 8´ |
Oktav | 4´ |
Klein Gedackt | 4ʼ |
Superoktav | 2´ |
Quinte | 2 2/3´ |
Mixtur | 5-6f. 2´ |
Mixtur | 4-5f. 1 1/3´ |
Trompete | 16´ |
Trompete | 8´ |
Trompete | 4´ |
II. Manual
Holzgedackt | 8´ |
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Quintatön | 8´ |
Prinzipal | 4´ |
Waldflöte | 4´ |
Oktav | 2´ |
Sifföte | 1´ |
Quinte | 1 1/3´ |
Mixtur | 4f. 1 1/3´ |
Scharf | 3-4f. 1´ |
Krummhorn | 8´ |
III. Manual (Schwellwerk)
Quintatön | 16´ |
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Ital. Prinzipal | 8´ |
Bordun | 8´ |
Salizional | 8´ |
Schwebung | 8´ |
Prästant | 4´ |
Rohrflöte | 4´ |
Nasard | 2 2/3´ |
Nachthorn | 2´ |
Terz | 1 3/5´ |
Mixtur | 4 f. 1´ |
Zimbel | 3f. 1 1/3´ |
Basson | 16ʼ |
Helltrompete | 8´ |
Schalmay | 4´ |
Pedal
Untersatz | 32´ |
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Prinzipalbass | 16´ |
Subbas | 16´ |
Zartbass | 16´ |
Quintbass | 10 2/3´ |
Oktavbass | 8´ |
Gedacktbass | 8´ |
Choralbass | 4´ |
Blockflöte | 2´ |
Mixtur | 4f. 2 2/3´ |
Posaune | 16´ |
Trompete | 8´ |
Clairon | 4´ |