Wien, 07. Bezirk (Kirche Garnisonkirche Zum Hl. Kreuz)
Basisdaten
Pfarre/Institution | Wien-St.Josef/Laimgrube, 1060 Wien |
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Gebäude | Kirche Garnisonkirche Zum Hl. Kreuz, 1070 Wien, 07. Bezirk |
Standort | Empore |
Baujahr | 1869 |
Orgelbauer | Josef Ullmann (Wien) |
Beschreibung
Fußzahlen im Manual
Copula 8´
Prinzipal 4´
Flöte 4´
Octav 2´
Mixtur 1 ⅓´
Fußlagen im Pedal
Violonbaſs 16´
Octavbaſs 8´
Die Innenseite des bekrönenden Rundbogengiebels über dem Prospektmittelfeld trägt die Bleistiftaufschrift: "Josef Ullmann Junior Orgelbauer 869". Mit diesem Jahr 1869 deckt sich auch der Hauptbestand des Instruments, sowohl in Hinsicht Gehäuse als auch im technischklanglichen Bestand. Über die Mitverwendung von Teilen der Orgel von 1798 (w.s.) konnten keine Archivalien gefunden werden.
Offensichtlich 1917 wurden wie üblich die Prospektpfeifen entnommen. Laut "Groner-Wien Lexikon"war 1882 eine Kirchenrenovierung durchgeführt worden, hiebei wurde sicher auch eine Orgelrenovierung vorgenommen, hierüber gibt es keine Hinweise.
Die heutige Prospektgestaltung geht auf das Jahr 1923 zurück.
1921 wurde die Kirche wieder zur Garnisoaskirche. Vorher war sie vom St. Hieronymus-Verein zur Erhaltung des kroatischen Gottesdienstes (nicht immer zufriedenstellend) benützt worden. Im Zuge der Adaptierung zur· Garnisonskirche wurde auch die Orgel überholt. Darüber informiert aber lediglich die Innenseite der Füllung beim Spielschrank, eine Bleistiftinschrift:
“ausgeputzt u gestimt neuen Blasbalg u. Prospekt im Jahre 1923 von Josef Ullmann Wien VIII. Orgelbaumeister Lederergasse 23”.
Im Zusammenhang mit diesem ges:bherten Datum ergibt sich eine Frage. Die Schleierbretter des Prospekts weisen Jugendstilcharakter auf; sie stammen sicher nicht von 1869. Es ist aber auch nicht sicher, ob beim Einsetzen der Zinkprospektpfeifen 1923 auch diese neuen Schleierbretter eingesetzt wurden. Das Groner-Wien Lexikon erwähnt auch eine Kirchenrestaurierung anfangs des 20. Jahrhunderts und tatsächlich weisen die Schleierbretter ein frappante Ähnlichkeit mit der Orgelverblendung im großen Konzerthaussaal (1913) auf.
Auch weitere Pflegearbeiten sind durch Bleistiftnotizen dokumentiert: An der gleichen Stelle hinter dem Spielschrank: “Gott schütze Österreich! Josef Ullmann 1941-1943”
An der Innenseite der Seitenfüllung: "Gott schütze Österreich! Josef Ullmann 1942"
An oben genannter Spielschrankfüllung: “Nachhilfe 8.11.1973 Kauffmann IV”.
De offensichtlich 1869 von Josef Ullmann errichtete Orgel befindet sich auf dem ersten Chor der Stiftskirche an der Chorbrüstung. Sie ist an die Chorbrüstung gestellt und nicht in diese integriert.
Das Brüstungswerk weist einen kompakten Aufbau, auf: Windladen im Obergehäuse, Traktur und Balganlage im Untergehäuse.
Der Orgelmotor befindet sich in einer Seitenkammer, von dort wird der Windkanal entlang der Chorbrüstung geführt.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde an die linke Chorrückwand ein primitiv gefertigtes Zusatzgehäuse gestellt mit den Pfeifen für Subbaß 16´ (Zuleitung pneumatisch).
Der Oberkasten ist sehr kompakt gefertigt - nur die hintere Mittelfüllung ist abnehmbar. Das Untergehäuse weist zwei abnehmbare Seitenfüllungen und vier Füllungen an der Hinterwand auf.
Die Prospektfront ist in drei Felder gegliidert, Pfeifenabfolge 8 - 9 - 8, getrennt durch vier Pilaster. Darüber schließt der Giebel gerade ab. Oberhalb des Mittelfeldes ist eine halbkreisförmige abgedeckte Gehäuseerhöhung.
Die Schleierbretter - schräg in den Seitenfeldern, im Mittelfeld eher nur zwei kleine Andeutungen - passen stilistisch in die Jahrhundertwende.
Das Gehäuse ist heute weiß angestrichen, darunter befindet sich aber eine dunkle Lasierung. Weiters darunter findet man rosa Färbung bzw. eine grüne Marmorierung.
Oberhalb der Pilaster findet man vier kleine vergoldete Verzierungen, wie sie an allen Ullmann-Gehäusen üblich sind. Außer den bemalten Schleierbretterm ist nur noch an den einfachen kapitelähnlichen Pilasterabschlüssen und am der Mittelhalbrosette eine Goldbemalung feststellbar. Die Schleierbretter selbst bestehen aus einem Holzrahmen, in dem pfauenfederartige Stäbe - je einer oberhalb jeder Pfeife angeordnet sind - analog der Verzierungswand vor der Orgel im großen Konzerthaussaal. (Dort Orgel von Rieger-Jägerndorf).
R e g i e r a n 1 a g e
Die Hindladenaufstellung bedingt hier eine entsprechende Anordnung der Trakturanlage und bildet eine Einheit.
Windladen/Traktur:
Das Werk ist auf drei Windladen verteilt, die sehr solid als Schleifladen gefertigt sind. In der Mitte h:findet sich die Manuallade, zwei Pedalladcn flankieren die Manuallade.
Diese Pedalladen umgreifen die Manuallade, d.h. 7 Töne stehen je rechts und links der Manuallade, je 5 weitere Töne der in L-Form ausgeführten Pedalladen stehen an der Hinterseite der Manuallade. Die entsprechenden Windkästen sind am jeweils äußeren Rand leicht zugänglich angebracht.
Für diese besondere Form der Pedalladen muß. die Spieltraktur entsprechend angelegt sein. Die einarmigen Pedaltasten werden über einen Stecher zu einem Wellenbrett geführt, von hier
werden je :f'ünf Töne nach links und rechts geführt, die weiteren je sieben Töne werden vom Wellenbrett über Winkel und Abstrakten zu den Seitenwänden geführt.
Wesentlich einfacher präsentiert sich die Manualtraktur. Der zweiarmige Tastenhebel wird zu einem zentralen Wellenbrett geführt, das die Verteilung auf die Ventile vornimmt.
Die Registersteuerung der Manuallade wird in üblicher Form mit Stange-Winkel-Verbindungen zur Schleife geführt; die Pedalladen werden über ein Windkastenventil gesteuert. Die links von der Manuallade angebrachte Pedallade trägt die 12 Töne des Violonbasses, die rechte Pedallade die 12 Töne des Octavbasses.
Z u s ä t z e
Zu dem historischen Instrument wurden zu unbestimmter Zeit je ein Manual- und Pedalregister hinzugefügt. An der linken Hinterwand stand eine pneumatisch gesteuerte Registerkanzellenlade für Subbaß 16'. Im Hauptgehäuse ist an Stelle des Stimmganges eine ebenfalls pneumatisch gesteuerte Registerkanzellenlade für Salicional 8´ eingebaut. Diese zusätzlichen Veränderungen wurden 1995 von der Fa. Walcker-Mayer wiede rrückgeführt. Auch wurde die Da der ursprüngliche historische Pedalanordnung wieder hergestellt (C F D G E A B H).
Ebenso wurde die Zink-Prospekt-Pfeifen e ntfernt und eine Rekonstruktion mit Zinnpfeifen durchgeführt.
Die Balganlage besteht aus einem Magazinbalg mit Keilbalgschöpfer. Die Tretanlage ist erhalten. Zusaätzlich wurde ein Schleudergebläse angeschlossen, das in einer Seitenkammer untergebracht. ist, der Wind wird über einen langen Kanal entlang der Chorbrüstung zugeführt. Laut Bleistiftnotiz wurde der Balgteil 1923 zumindest neu beledert.
aus dem Gutachten von Prof. Dr. Karl Schütz vom 16. August 1985
Gehäuse
Gehäusebauer | Josef Ullmann (Wien) |
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Baujahr | 1869 |
Spielanlage
Standort | Empore, Spieltafel, zentral mit Blickrichtung Altar |
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Pedaltyp | parallel |
Tastenumfang der Manuale | C - d3 |
Tastenumfang des Pedals | C - a (kurze Oktave mit C/E) |
Anzahl der Register | 8 |
Stimmung | gleichstufig |
Gebläse | elektrisch |
Windladentyp | mechanische Schleifladen |
Balganlage | Einfacher Parallelfalten-Magazinaltenbalg mit Keilbalgschöpfer |
Spieltraktur | mechanisch |
Registertraktur | mechanisch |
Disposition
Manual
Prinzipal | |
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Flöte | |
Copula | |
Octav | |
Quint | |
Mixtur |
Pedal
Violonbaſs | |
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Octavbaſs |